Teil 1
Die Atmosphäre der arktischen Welt von Sastram II wird ganzjährig von schweren Schneestürmen durchzogen. Die Winde, die die Eisgräben durchziehen sind so laut, dass man nicht mal seine eigene Stimme in seinem Kopf hören kann. So auch nicht den Lärm von Impulsgewehren und Granaten aus dem Inneren einer Schmugglerbunker. Das Schneetreiben raubt einem dermaßen die Sicht, dass die zwei Gestalten, die hintereinander aus dem Eingang des Bunkers hasteten, praktisch unsichtbar waren. Ebenso wie die Gruppe aus schießwütigen Gangstern, die ihnen auf den Fersen war.
Über einen Kilometer stapften die beiden Männer beschwerlich durch den hüfthohen Schnee, ehe sie ihr Ziel erreichten: Einen großen Raumjäger, dessen weiß-silberne Hülle im Sturm unterging. Weshalb der zweite Mann gegen eine der Landestützen donnerte und nach hinten kippte. Der erste Mann hatte bereits den Einstieg erreicht. Als er das Fehlen seines Kameraden bemerkte rannte er wieder raus, machte eine rüde Geste und half ihn wieder auf die Beine.
„Rennst gegen dein eigenes Schiff. Ich fass es einfach nicht.“
„Schnauze und geh auf deinen Posten!“, fauchte Gunvolt zurück und rieb sich dabei die Stirn.
Sight schwang sich in seinen Pilotensitz und betätigte die Zündung. Doch der Antrieb würgte ab.
„Nein, nein, nein, NEIN! Die Treibstoffleitung ist zugefroren, “ rief er. „Ich brauch einen Moment dafür. Halt uns unsere Verfolger vom Leib!“
Gunvolt beobachtete aufmerksam die Sensoren des Arsenalschnittpunktes seines Copilotensitzes, von wo er die meisten Waffensysteme der Karthago steuern konnte. Unglücklicherweise funktionierten die meisten optischen Sensoren wegen des Sturmes nicht, weshalb er sich mit dem Radar abfinden musste. Auf dessen Display erschienen jedoch ein dutzend blinkender Punkte.
„Da kommen unsere Freunde ja. Begrüßen wir sie mal anständig.“
Einer der Anti-Personenblaster klappte auf der Flügelunterseite heraus und schickte eine Reihe von Plasmablitzen in die Leere. Acht der Zwölf Punkte erloschen. Aber das war kein Sieg, da eine Erschütterung den gesamten Rumpf durchrüttelte. Die Anzeigen für die Hüllenstabilität schlugen Alarm, denn das Schiff wurde von einer Panzerfaust erwischt.
„Die wollen wirklich unseren Tot. Ich denke nicht, dass sie einen weiteren Treffer aushält! Hast du es bald?“
Just im selben Moment riss Sight den Schubhebel nach vorn und die Karthago erwachte mit einem Grollen zum Leben, das selbst bei dem Unwetter deutlich zu hören war. Immer schneller stieg sie in die Höhe, eine Gruppe wutschnaubender Schmuggler unter sich zurücklassend.
Erst als die Karthago mit Höchstgeschwindigkeit Sastram III passierte, wich die Anspannung aus den Helden und sie sanken seufzend in ihren Sitzen zusammen.
„Knapper ging es nicht. Glaubst du sie wissen, was wir dort angestellt haben?“, fragte Sight.
„Nee, wir kamen ja aus der Richtung des Einganges. Schlimmstenfalls glauben sie, wir kamen gerade erst an. Ruf bitte das HQ an. Sicher will Zib unseren Bericht hören.“
Aus der Sprechanlage tönte die vertraute Stimme des Missionsleiters: „Schön von ihnen zu hören, die Herren. Ich nehme an, ihr Auftrag war erfolgreich?“
„Allerdings“, antwortete Gunvolt und nahm eine Speicherkarte von seinem Gürtel, „Sämtliche Schmugglerrouten und -Verstecke in den umliegenden Sektoren. Man kann über Schmuggler sagen, was man will. Ihre Buchhaltung ist erste Sahne. Ich übertrage die Daten sofort zu euch rüber. Leider wurden wir entdeckt und konnten ihr Magazin nicht sabotieren.“
„Trotzdem fabelhafte Arbeit. Wir werden bald ein Team darauf ansetzen. Ihr allerdings erhaltet eine neue Mission“,durch die Anlage konnte Zib nicht die entrüsteten Gesichter der zwei Helden sehen, doch das musste er auch nicht, „Es ist ein dringender Notruf des Erkundungskorps des Interstellaren Bundes eingegangen. Der Kontakt zu einem Forschungsschiff, der ISBS-Harbinger, ist plötzlich abgerissen. Es wurde bereits ein Team zum letzten bekannten Aufenthaltsort der Harbinger geschickt. Es scheint jedoch, dass sie verschwunden ist. Sammelt das Team auf, findet das vermisste Schiff und leistet Unterstützung.“
„Wenn ich mir die Frage erlauben darf, warum sollen gerade wir helfen?“ fragte Sight vorsichtig.
„Glauben sie mir, ich würde ihnen eine Pause gönnen. Aber ihr seid das nächste verfügbare Team mit entsprechender Ausrüstung. Und damit meine ich euer Schiff. Noch Fragen?“
Schweigen
„Dann wünsche ich ihnen gutes Gelingen! Zentrale aus.“
Sight und Gunvolt sahen sich beunruhigt an. Wenn das größte Sternenreich der Galaxis um Hilfe bittet, kann man von einer ernsten Lage ausgehen.
„Dann machen wir wohl Überstunden. Machen wir uns auf den Weg“, sagte Sight und lies sich wieder in seinen Sitz fallen.
Recon Saga: Der Kurs der Harbinger
Recon Saga: Der Kurs der Harbinger
Zuletzt geändert von Dorian948 am Dienstag 3. Dezember 2019, 13:47, insgesamt 4-mal geändert.
Let me tell you a story of ice and water, of earth and wind, of fire and stone, and of a hero, who was sent from the stars...
Teil 2
Der Treffpunkt war tatsächlich in der Nähe. Ein staatlicher Raumhafen, gerade mal drei kleine Systeme Richtung Tiefkern und mit gutem ÜL-Antrieb in wenigen Tagen erreichbar. Da die Karthago mit Quantensprungantrieb ausgestattet war, was selbst innerhalb der ISB-Flotte noch immer eine Seltenheit ist, brauchte sie nur Minuten für die Strecke.
Dass der Treffpunkt ausgerechnet hier sein soll, kam Sight gerade recht da sein Schiff aufgetankt und repariert werden musste. Er sprach mit dem Hafenmeister und lief dann zum Magazin für frische Munition und Verpflegung, während Gunvolt an Bord blieb um die Verstärkung zu empfangen. Er hätte sich einen besseren Zeitvertreib vorstellen können als herumzusitzen und Däumchen zu drehen, denn schließlich war das sein erster Aufenthalt an einem zivilen Ort seit über einem Monat. Bald wurde er der Kontrollen der Instrumente überdrüssig, als jemand an die Schleuse der Einstiegsrampe klopfte. Als hätte ihn etwas gestochen, sprang Gunvolt zur Schleusenkonsole.
"Hast du dich schon wieder ´verlaufen´, Stone? Oder wieso hast du mich so lange hier schmo…"
Liebend gerne hätte Gunvolt seinen Frust an der armen Person ausgelassen, die da an der Schwelle stand. Aber er brachte kein Wort mehr hervor. Nicht bei denen, die da standen: Eine Gruppe Helden in glänzender Rüstung, die jeder Mitarbeiter der Fabrik -so unbedeutend er auch sei- beim Namen kennt.
Das Omega-Team.
Der rote Held an der Spitze betrat den Raum als erster und inspizierte das Innere der Karthago mit einer Mischung aus Neugierde und Bewunderung.
"Sie sind bestimmt die Verstärkung, von der Zib gesprochen hat", sagte Furno zu Gunvolt. Doch der starrte ihn nur mit halb offenem Mund an.
"Geht es ihm gut?" fragte Furno Breez besorgt, ohne Gunvolt aus den Augen zu lassen.
Sie zuckte nur mit den Schultern.
"Vielleicht hat er einen Anfall", meinte Surge.
"Das kann doch unmöglich wahr sein! IHR?! HIER?!"
Erschrocken drehten sich die Besucher zur noch offenen Schleuse. In ihr stand der nicht minder überraschte aber bis über beide Ohren grinsende Sight, einen kleinen Zylinder in der einen und den Henkel einer Transportkiste in der anderen Hand. Er ging zu Furno rüber, packte seine Hand und schüttelte sie eifrig
"Wann haben wir das letzte Mal zusammengearbeitet? Das war doch dieser Fangauftrag im Kommunikationsarray hinter der Stadt, oder?" schrie Sight fast.
Furno war etwas peinlich berührt, erwiderte diesen herzlichen Händedruck allerdings. Gunvolt schaute nur noch begossener drein.
"Freut mich auch, dich wiederzusehen. Könntest du mal einen Blick auf deinen Kumpanen hier werfen? Irgendwas scheint mit ihm nicht in Ordnung zu sein."
Sight musterte das Gesicht seines Freundes eingehend. Dann fing er an, laut zu lachen.
"Meinen Glückwunsch euch dreien. Ihr habt es geschafft, ihm die Sprache zu verschlagen."
"Vier, wenn ich bitten darf."
Die Stimme kam von einem Helden in schwerer, titansilberner Panzerung und einer großen Kanone auf dem Rücken. Er stand in einer Ecke neben Breez.
"Aaron Tray, erfreut euch kennen zu lernen. Sir, ist es nicht an der Zeit, uns an die Arbeit zu machen? Je länger wir hier herumstehen, desto gefährlicher könnte es für unser Ziel werden."
Furno schritt in die Mitte des Raumes und sprach nun zur ganzen Gruppe: "Du hast Recht. Das ISB-Erkundungskorps hat uns mit umfassenden Daten über und um die ISBS-Harbinger ausgestattet. Sie ist das neue Flaggschiff der Forschungsflotte und erstes Exemplar der Acuity-Klasse. Vor dreieinhalb Monaten sutarianischer Zeit, brach sie von einem Außenposten am Grenzbezirk zum Cho-Imperium auf, um Proben zum Forschungsnexus im Talla-System zu überführen. Vor drei Wochen hätte sie ihr Ziel erreichen sollen. Zuletzt wurde die Harbinger hier vom Observatorium erfasst, reagierte aber nicht auf Kontaktversuche. In welche Richtung sie flog wissen wir nicht. Unsere Aufgabe ist es,sie zu finden, die Situation zu klären und die Harbinger sicher zu ihrem Bestimmungsort zu bringen oder bei der Evakuierung helfen."
"Wenn der Kurs unbekannt ist, suchen wir nach der Nadel im Heuhaufen," meinte Gunvolt, der seine Stimme nun wiedergefunden hatte.
"Nicht zwangsläufig. Welche technischen Daten haben wir?" fragte Sight.
"Die gesamten Baupläne, "antwortete Surge," wonach verlangst du?"
"Die Antriebspläne."
Surge wischte mit dem Finger über ein PDA, bis er die richtige Datei fand. Dann reichte er es Sight. Er sah sie sich ein paar Minuten lang an.
Dann weiteten sich seine Augen und er schrie: "Ha, Ionenantrieb! Zwar schon veraltet, aber das kommt uns zum Vorteil. Die Ionenspur ist verfolgbar. Wir können auch sofort starten."
Er gab den PDA zurück und begab sich zum Pilotensitz. Gunvolt setzte sich auf den Platz des Copiloten und der Rest nahm auf den Passagiersitzen platz. Langsam erhob sich die Karthago vom Boden des Hangars und als Sight den Schubhebel betätigte, glitt sie in das endlose Vakuum des Weltalls.
Dass der Treffpunkt ausgerechnet hier sein soll, kam Sight gerade recht da sein Schiff aufgetankt und repariert werden musste. Er sprach mit dem Hafenmeister und lief dann zum Magazin für frische Munition und Verpflegung, während Gunvolt an Bord blieb um die Verstärkung zu empfangen. Er hätte sich einen besseren Zeitvertreib vorstellen können als herumzusitzen und Däumchen zu drehen, denn schließlich war das sein erster Aufenthalt an einem zivilen Ort seit über einem Monat. Bald wurde er der Kontrollen der Instrumente überdrüssig, als jemand an die Schleuse der Einstiegsrampe klopfte. Als hätte ihn etwas gestochen, sprang Gunvolt zur Schleusenkonsole.
"Hast du dich schon wieder ´verlaufen´, Stone? Oder wieso hast du mich so lange hier schmo…"
Liebend gerne hätte Gunvolt seinen Frust an der armen Person ausgelassen, die da an der Schwelle stand. Aber er brachte kein Wort mehr hervor. Nicht bei denen, die da standen: Eine Gruppe Helden in glänzender Rüstung, die jeder Mitarbeiter der Fabrik -so unbedeutend er auch sei- beim Namen kennt.
Das Omega-Team.
Der rote Held an der Spitze betrat den Raum als erster und inspizierte das Innere der Karthago mit einer Mischung aus Neugierde und Bewunderung.
"Sie sind bestimmt die Verstärkung, von der Zib gesprochen hat", sagte Furno zu Gunvolt. Doch der starrte ihn nur mit halb offenem Mund an.
"Geht es ihm gut?" fragte Furno Breez besorgt, ohne Gunvolt aus den Augen zu lassen.
Sie zuckte nur mit den Schultern.
"Vielleicht hat er einen Anfall", meinte Surge.
"Das kann doch unmöglich wahr sein! IHR?! HIER?!"
Erschrocken drehten sich die Besucher zur noch offenen Schleuse. In ihr stand der nicht minder überraschte aber bis über beide Ohren grinsende Sight, einen kleinen Zylinder in der einen und den Henkel einer Transportkiste in der anderen Hand. Er ging zu Furno rüber, packte seine Hand und schüttelte sie eifrig
"Wann haben wir das letzte Mal zusammengearbeitet? Das war doch dieser Fangauftrag im Kommunikationsarray hinter der Stadt, oder?" schrie Sight fast.
Furno war etwas peinlich berührt, erwiderte diesen herzlichen Händedruck allerdings. Gunvolt schaute nur noch begossener drein.
"Freut mich auch, dich wiederzusehen. Könntest du mal einen Blick auf deinen Kumpanen hier werfen? Irgendwas scheint mit ihm nicht in Ordnung zu sein."
Sight musterte das Gesicht seines Freundes eingehend. Dann fing er an, laut zu lachen.
"Meinen Glückwunsch euch dreien. Ihr habt es geschafft, ihm die Sprache zu verschlagen."
"Vier, wenn ich bitten darf."
Die Stimme kam von einem Helden in schwerer, titansilberner Panzerung und einer großen Kanone auf dem Rücken. Er stand in einer Ecke neben Breez.
"Aaron Tray, erfreut euch kennen zu lernen. Sir, ist es nicht an der Zeit, uns an die Arbeit zu machen? Je länger wir hier herumstehen, desto gefährlicher könnte es für unser Ziel werden."
Furno schritt in die Mitte des Raumes und sprach nun zur ganzen Gruppe: "Du hast Recht. Das ISB-Erkundungskorps hat uns mit umfassenden Daten über und um die ISBS-Harbinger ausgestattet. Sie ist das neue Flaggschiff der Forschungsflotte und erstes Exemplar der Acuity-Klasse. Vor dreieinhalb Monaten sutarianischer Zeit, brach sie von einem Außenposten am Grenzbezirk zum Cho-Imperium auf, um Proben zum Forschungsnexus im Talla-System zu überführen. Vor drei Wochen hätte sie ihr Ziel erreichen sollen. Zuletzt wurde die Harbinger hier vom Observatorium erfasst, reagierte aber nicht auf Kontaktversuche. In welche Richtung sie flog wissen wir nicht. Unsere Aufgabe ist es,sie zu finden, die Situation zu klären und die Harbinger sicher zu ihrem Bestimmungsort zu bringen oder bei der Evakuierung helfen."
"Wenn der Kurs unbekannt ist, suchen wir nach der Nadel im Heuhaufen," meinte Gunvolt, der seine Stimme nun wiedergefunden hatte.
"Nicht zwangsläufig. Welche technischen Daten haben wir?" fragte Sight.
"Die gesamten Baupläne, "antwortete Surge," wonach verlangst du?"
"Die Antriebspläne."
Surge wischte mit dem Finger über ein PDA, bis er die richtige Datei fand. Dann reichte er es Sight. Er sah sie sich ein paar Minuten lang an.
Dann weiteten sich seine Augen und er schrie: "Ha, Ionenantrieb! Zwar schon veraltet, aber das kommt uns zum Vorteil. Die Ionenspur ist verfolgbar. Wir können auch sofort starten."
Er gab den PDA zurück und begab sich zum Pilotensitz. Gunvolt setzte sich auf den Platz des Copiloten und der Rest nahm auf den Passagiersitzen platz. Langsam erhob sich die Karthago vom Boden des Hangars und als Sight den Schubhebel betätigte, glitt sie in das endlose Vakuum des Weltalls.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Dienstag 16. April 2019, 17:07, insgesamt 4-mal geändert.
Let me tell you a story of ice and water, of earth and wind, of fire and stone, and of a hero, who was sent from the stars...
Teil 3
"So viel zu unserer Lage. Was meinen Sie dazu, Sir?" fragte Gunvolt, die Hände nachdenklich vor seinem Gesicht verschränkt. Er hatte sich mit HFR-Kommandant Merrik in Verbindung gesetzt. Auf diese Weise erhalten Agenten der Aufklährungseinheit im Außendienst ihre Sonderziele.
"Ein seltsamer Fall, das ist meine Meinung. Und wenn Mr. Makuro etwas dazu zu sagen hätte, dann wüsste ich das bereits. Also gibt es für euch keine Extraarbeit. Aber bleibt Aufmerksam."
"Wie immer," brummte Gunvolt und legte auf.
Der Bildschirm wurde wieder Schwarz. Gunvolt lehnte sich zurück und fuhr sich durch die braunen Haare. Dann sah er nach draußen durch das Transparistahlfenster. Die Sterne bewegten sich ohne ersichtliches Muster. Stimmt ja, Sight suchte mit dem Vollspektrum-Systemscanner die Gegend nach der Ionenspur ab. Und weil der Scanner immer geradeaus gerichtet ist, muss stets der Winkel des Schiffs verändert werden. Dann und wann gierte es nach rechts, dann nach oben, wieder leicht nach rechts, dann runter. Akribisch wie immer, der Gute. Auch wenn das bisweilen sehr zeit- und nervraubend sein kann. Doch dann hielt der Rythmus etwas länger an. Dies konnte eines von zwei Dingen bedeuten: entweder Sight macht eine Pause oder er hat etwas höchst interessantes entdeckt. Sein Kopf, der durch die Luke an der Schrägwand gleich rechts von Gunvolts Steuerpult lugte, war aber ein eindeutiger Hinweis.
"Wir haben einen Kurs," sagte er aufgeregt, " Tyastedore. Lass den Generator warmlaufen!"
Gunvolt tat wie ihm geheißen und loggte die Koordinaten in den Navicomputer ein. Gleich darauf war das charakteristische, immer höher werdende Brummen unter dem Boden zu hören, begleitet von der Stimme der Cockpit-Voice-Assistance: "4...3...2...1...Sprung" und gefolgt von einer kräftigen Erschütterung. Wer während dieses Schauspiels nach draußen gesehen hätte, der hätte bemerkt wie sich das Firmament schlagartig veränderte. Ebenso wie das Licht des nächsten Sternes, der die Flügel nunmehr bläulich beleuchtete. Sofort bewegte sich die Karthago wieder im selben Muster.
Furno fiel es auf, denn er ging zügig von der Passagierlounge nach vorne ins Cockpit. Dort lauschte Sight gerade seiner Lieblingssingle der Beatles zur Arbeit.
"Was war das gerade? Wir können unmöglich schon da sein" fragte er.
Sight sah ihn ratlos an. Dann ging ihm ein Licht auf.
"Stimmt, das kannst du ja nicht wissen. Die Karthago ist mit einem Quantensprungantrieb ausgestattet."
Jetzt sah Furno ihn fragend an.
"Bevor ich dir mehr erzähle, beantworte mir eine Frage: Wie funktioniert modernes Hyperraumreisen?"
Furno überlegte kurz.
"Bei einem Sprung wechselt das Transportmittel mit einem Dimensionsriss in eine andere Existenzebene, in der Distanzen stark abgekürzt und ein Lichtjahr in wenigen Minuten zurücklegt werden kann. Allerdings muss man dabei entlang bestimmter Routen reisen und zum Springen muss man sich außerhalb der Gravitationswirkung eines Sternes befinden."
"Wie aus dem Lehrbuch," glugste Sight, riss ein Blatt Papier aus seinem Skizzenblock und zeichnete an einem Ende ein kleines Dreieck, "Quantensprünge funktionieren etwas anders. Stell dir vor, das hier sei ein Quantensprungfähiges Fahrzeug. Es wird ebenfalls ein Loch in den Raum gerissen, allerdings eine andere Art von Loch: Ein Wurmloch," er bog das Blatt, dis die zwei gegenüberliegenden Kannten übereinander lagen," dadurch wird der Raum gekrümmt und die Entfernung zwischen zwei Punkten gewaltig reduziert. Auf diese Weise kann man bis zu zehn Lichtjahre in Sekunden überwinden. Der bislang schnellste Weg unsere vermisste Harbinger einzuholen."
"Und warum der Name, wenn er tatsächlich mit einem Wurmloch arbeitet?"
Sight wandte sich wieder nach vorne.
"Keine Ahnung. Vielleicht um es interessanter klingen zu lassen."
Tyastedore. Spektralklasse A, blau-weißer Zwerg. Etwa 40 Lichtsekunden vom Hauptstern entfernt, hatte Boston Dynamics eine neue Zivilschiffswerft zur Unterstützung dieses Sektors errichtet. Leider war die Harbinger nicht hier. Wäre auch zu schön gewesen.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Der Binärstern Morregard. Spektralklasse K und M, oranger und roter Zwerg. Um Morregard B wird vom ISB momentan eine neue Dyson-Sphäre gebaut. Diese gewaltige Maschine soll den gesamten Stern in sich einhüllen und seine Energie aufnehmen, praktisch wie ein direkteres Solarkraftwerk. Die kilometerbreiten Streben des Gitternetzes waren bereits fertig und einige der fünfeckigen Kollektorfelder bereits angebracht. Mehrere Millionen Konstruktionsdrohnen schwirrten zwischen den Bauplattformen und der Megastruktur hin und her.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Felldazir. Spektralklasse G, gelber Zwerg. auf seinem fünften Planeten wurde kürzlich eine neue Kolonie etabliert. Schöne Gegend, hört man von den Siedlern.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Lyrum, Klasse B. Sprung. Nordak, Trinärstern. Sprung. Vollonis, brauner Zwerg. Sprung. Beteigeuze, roter Riese. Sprung.
Da! Wenige Kilometer vor der Karthago, im Schatten eines Gasriesen, trieb ein einsames Schiff. Ein sehr großes Schiff. Die ISBS-Harbinger.
Aus der Ferne konnte man deutlich die immer wieder aufleuchtenden Triebwerke erkennen. Scheinbar war sie absichtlich in diese abgelegene Gegend navigiert. Das Omega-Team polterte nach vorne, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Sehr zu Sights Unmut. Er hasste einen überfüllten Arbeitsplatz.
"Na endlich! Gunvolt, sind wir schon nah genug zum rufen?" fragte Furno.
"Verbindung wird bereits hergestellt, aber sie reagieren nicht."
Furno legte seine gesamte Autorität in seine Stimme: "ISBS-Harbinger, hier spricht Hero-Factory-Omega-Leader William Furno von der CSV-Karthago. Bitte melden!"
Keine Antwort.
"Harbinger, hier spricht Hero-Factory-Omega-Leader William Furno, hören sie mich?"
Stille. In der Finsternis blitzte etwas auf.
"Irgendetwas stimmt nicht, "sagte Breez beunruhigt, "Flieg näher heran. Vielleicht bekommen wir Sichtkontakt zur Brü..."
Die Karthago wurde hart von etwas getroffen und trudelte umher.
"Feuer einstellen! Feuer einstellen! Wir sind Verbündete! Harbinger, Feuer einstellen!"
Aber es brachte nichts. Die Rufe erreichten niemanden, denn die Harbinger feuerte eine weitere Breitseite ihrer Gauss-Kanonen ab. Die meisten Projektile gingen in die Leere, doch drei trafen die Karthago steuerbord längsseits.
"Feuer sofort einstellen! Schei°°, ist überhaupt jemand an Bord?"
Die Lage wurde immer brenzlicher. Jetzt kamen auch noch Fernlenkraketen entgegen. Da wurde es Sight zuviel. Er machte eine halbe Rolle nach rechts, zog hoch und gab Vollgas, um dem Raketenschwarm zu entwischen und ihm die Gegenmaßnahmen entgegen zu werfen. Doch der letzte Treffer hatte die Schilde durchbrochen und die Zielautomatik zerstört!
"Omega! Geht umgehend an die Steuerung der Punktverteidigung und FLAK-Kanonen!"
Jeder setzte sich an die Steuerung einer Waffe und aktivierte sie. Die flügelgestützten Vierlauf-Flug-Abwehrkanonen und die scheibenförmige Punktverteidigung an Dach und Kiel funktionierten noch.
Die Karthago umkreiste den langen flachen Rumpf ihres Gegners, durchflog die Lücken zwischen den schräg nach unten abstehenden Fügeln, doch die Raketen verfolgten sie noch immer. Wärmesuchraketen. Dafür hatte Sight einen Trick. Er rollte in enger Achse, bis einige der Raketen miteinander kollidierten. Nicht alle aber immerhin. Dann legte er die Energie der Nachbrenner auf die Kielmanövrierdüsen und stieg rasant nach oben, die Raketen sausten vorbei. Dann entfesselte die Karthago ihr gesamtes Arsenal von Railguns, Laser- und Plasmakanonen und FLAK-Granaten und pulverisierte die übrigen Flugkörper. Doch zum Verschnaufen ist während einer Schlacht nicht die Zeit. Schnell kreuzte die Karthago hin und her, bog willkürlich scharf ab, stieg und drehte dann wieder ohne Vorwarnung. Die Geschütze der Harbinger hatten Schwierigkeiten zu treffen. Sight nannte diesen chaotisch wirkenden Flugstil das "Hausfliegenmanöver", so flink und unberechenbar wie eine Fliege in einem Zimmer, die man zu fangen versucht.
"Wenn das so weitergeht, brennt uns noch der Motor durch," sagte Sight über Komm. Schweiß tropfte von seiner Nase," und wieso ist ein Forschungsschiff überhaupt so schwer bewaffnet?"
Surge blätterte in seinem PDA: "Das ist das innovative an der Acuity-Klasse. Durch das Arsenal ist sie nicht auf Begleitschutz angewiesen."
"Toll! Und was machen wir jetzt? Ich bin für jeden Vorschlag offen."
Bisher war der Plan gewesen, einen der Shuttlehangars anzusteuern, doch das war bei aktiven Schilden unmöglich und die fingen den Beschuss eines so kleinen Feindes mühelos ab. Daher versuchten sie es gar nicht erst (unter anderem, weil sie für die Schäden aufkommen mussten).
"Vielleicht können wir den Stern benutzen?" meinte Tray.
Was nach einer sinnlosen Idee klingt, war eigentlich gar nicht so verkehrt. Die Crew war im Minrath-System gelandet, einem Binärstern, dessen äußerer Zwilling ein Pulsar gewesen ist. Pulsare sind besonders schnell rotierende Neutronensterne, die eine elektromagnetische Strahlung aussenden. Und diese hindert Schiffsschilde daran, ihre Struktur zu halten. Nun waren sie keine hundert Meter mehr vom Aktionsradius der Strahlung entfernt. So musste die Karthago nicht mehr lange durchhalten, würde sich aber selbst in Gefahr bringen. Allerdings passierte die Harbinger bei ihren momentanen Kurs die Strahlung nur für ein paar Sekunden, daher musste das Timing exakt stimmen.
"Macht euch bereit. Ich drehe bei!"
Sight richtete den Bug direkt auf den Steuerbordhangar und gab volle Schubkraft. Es hagelte Projektile, einige davon trafen sogar. Zwanzig Meter vor dem Hangar brachen die Schilde beider Schiffe zusammen und Sight bremste mit maximalen Gegenschub ab. Als sie das Eindämmungskraftfeld durchquerten, bauten sich die Schilde wieder auf und die Karthago setzte sehr unsanft mit überhitzten Boostern und gesprengten Läufen auf dem Metallboden auf.
"Ein seltsamer Fall, das ist meine Meinung. Und wenn Mr. Makuro etwas dazu zu sagen hätte, dann wüsste ich das bereits. Also gibt es für euch keine Extraarbeit. Aber bleibt Aufmerksam."
"Wie immer," brummte Gunvolt und legte auf.
Der Bildschirm wurde wieder Schwarz. Gunvolt lehnte sich zurück und fuhr sich durch die braunen Haare. Dann sah er nach draußen durch das Transparistahlfenster. Die Sterne bewegten sich ohne ersichtliches Muster. Stimmt ja, Sight suchte mit dem Vollspektrum-Systemscanner die Gegend nach der Ionenspur ab. Und weil der Scanner immer geradeaus gerichtet ist, muss stets der Winkel des Schiffs verändert werden. Dann und wann gierte es nach rechts, dann nach oben, wieder leicht nach rechts, dann runter. Akribisch wie immer, der Gute. Auch wenn das bisweilen sehr zeit- und nervraubend sein kann. Doch dann hielt der Rythmus etwas länger an. Dies konnte eines von zwei Dingen bedeuten: entweder Sight macht eine Pause oder er hat etwas höchst interessantes entdeckt. Sein Kopf, der durch die Luke an der Schrägwand gleich rechts von Gunvolts Steuerpult lugte, war aber ein eindeutiger Hinweis.
"Wir haben einen Kurs," sagte er aufgeregt, " Tyastedore. Lass den Generator warmlaufen!"
Gunvolt tat wie ihm geheißen und loggte die Koordinaten in den Navicomputer ein. Gleich darauf war das charakteristische, immer höher werdende Brummen unter dem Boden zu hören, begleitet von der Stimme der Cockpit-Voice-Assistance: "4...3...2...1...Sprung" und gefolgt von einer kräftigen Erschütterung. Wer während dieses Schauspiels nach draußen gesehen hätte, der hätte bemerkt wie sich das Firmament schlagartig veränderte. Ebenso wie das Licht des nächsten Sternes, der die Flügel nunmehr bläulich beleuchtete. Sofort bewegte sich die Karthago wieder im selben Muster.
Furno fiel es auf, denn er ging zügig von der Passagierlounge nach vorne ins Cockpit. Dort lauschte Sight gerade seiner Lieblingssingle der Beatles zur Arbeit.
"Was war das gerade? Wir können unmöglich schon da sein" fragte er.
Sight sah ihn ratlos an. Dann ging ihm ein Licht auf.
"Stimmt, das kannst du ja nicht wissen. Die Karthago ist mit einem Quantensprungantrieb ausgestattet."
Jetzt sah Furno ihn fragend an.
"Bevor ich dir mehr erzähle, beantworte mir eine Frage: Wie funktioniert modernes Hyperraumreisen?"
Furno überlegte kurz.
"Bei einem Sprung wechselt das Transportmittel mit einem Dimensionsriss in eine andere Existenzebene, in der Distanzen stark abgekürzt und ein Lichtjahr in wenigen Minuten zurücklegt werden kann. Allerdings muss man dabei entlang bestimmter Routen reisen und zum Springen muss man sich außerhalb der Gravitationswirkung eines Sternes befinden."
"Wie aus dem Lehrbuch," glugste Sight, riss ein Blatt Papier aus seinem Skizzenblock und zeichnete an einem Ende ein kleines Dreieck, "Quantensprünge funktionieren etwas anders. Stell dir vor, das hier sei ein Quantensprungfähiges Fahrzeug. Es wird ebenfalls ein Loch in den Raum gerissen, allerdings eine andere Art von Loch: Ein Wurmloch," er bog das Blatt, dis die zwei gegenüberliegenden Kannten übereinander lagen," dadurch wird der Raum gekrümmt und die Entfernung zwischen zwei Punkten gewaltig reduziert. Auf diese Weise kann man bis zu zehn Lichtjahre in Sekunden überwinden. Der bislang schnellste Weg unsere vermisste Harbinger einzuholen."
"Und warum der Name, wenn er tatsächlich mit einem Wurmloch arbeitet?"
Sight wandte sich wieder nach vorne.
"Keine Ahnung. Vielleicht um es interessanter klingen zu lassen."
Tyastedore. Spektralklasse A, blau-weißer Zwerg. Etwa 40 Lichtsekunden vom Hauptstern entfernt, hatte Boston Dynamics eine neue Zivilschiffswerft zur Unterstützung dieses Sektors errichtet. Leider war die Harbinger nicht hier. Wäre auch zu schön gewesen.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Der Binärstern Morregard. Spektralklasse K und M, oranger und roter Zwerg. Um Morregard B wird vom ISB momentan eine neue Dyson-Sphäre gebaut. Diese gewaltige Maschine soll den gesamten Stern in sich einhüllen und seine Energie aufnehmen, praktisch wie ein direkteres Solarkraftwerk. Die kilometerbreiten Streben des Gitternetzes waren bereits fertig und einige der fünfeckigen Kollektorfelder bereits angebracht. Mehrere Millionen Konstruktionsdrohnen schwirrten zwischen den Bauplattformen und der Megastruktur hin und her.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Felldazir. Spektralklasse G, gelber Zwerg. auf seinem fünften Planeten wurde kürzlich eine neue Kolonie etabliert. Schöne Gegend, hört man von den Siedlern.
Ausrichtung, 4...3...2...1...Sprung.
Lyrum, Klasse B. Sprung. Nordak, Trinärstern. Sprung. Vollonis, brauner Zwerg. Sprung. Beteigeuze, roter Riese. Sprung.
Da! Wenige Kilometer vor der Karthago, im Schatten eines Gasriesen, trieb ein einsames Schiff. Ein sehr großes Schiff. Die ISBS-Harbinger.
Aus der Ferne konnte man deutlich die immer wieder aufleuchtenden Triebwerke erkennen. Scheinbar war sie absichtlich in diese abgelegene Gegend navigiert. Das Omega-Team polterte nach vorne, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Sehr zu Sights Unmut. Er hasste einen überfüllten Arbeitsplatz.
"Na endlich! Gunvolt, sind wir schon nah genug zum rufen?" fragte Furno.
"Verbindung wird bereits hergestellt, aber sie reagieren nicht."
Furno legte seine gesamte Autorität in seine Stimme: "ISBS-Harbinger, hier spricht Hero-Factory-Omega-Leader William Furno von der CSV-Karthago. Bitte melden!"
Keine Antwort.
"Harbinger, hier spricht Hero-Factory-Omega-Leader William Furno, hören sie mich?"
Stille. In der Finsternis blitzte etwas auf.
"Irgendetwas stimmt nicht, "sagte Breez beunruhigt, "Flieg näher heran. Vielleicht bekommen wir Sichtkontakt zur Brü..."
Die Karthago wurde hart von etwas getroffen und trudelte umher.
"Feuer einstellen! Feuer einstellen! Wir sind Verbündete! Harbinger, Feuer einstellen!"
Aber es brachte nichts. Die Rufe erreichten niemanden, denn die Harbinger feuerte eine weitere Breitseite ihrer Gauss-Kanonen ab. Die meisten Projektile gingen in die Leere, doch drei trafen die Karthago steuerbord längsseits.
"Feuer sofort einstellen! Schei°°, ist überhaupt jemand an Bord?"
Die Lage wurde immer brenzlicher. Jetzt kamen auch noch Fernlenkraketen entgegen. Da wurde es Sight zuviel. Er machte eine halbe Rolle nach rechts, zog hoch und gab Vollgas, um dem Raketenschwarm zu entwischen und ihm die Gegenmaßnahmen entgegen zu werfen. Doch der letzte Treffer hatte die Schilde durchbrochen und die Zielautomatik zerstört!
"Omega! Geht umgehend an die Steuerung der Punktverteidigung und FLAK-Kanonen!"
Jeder setzte sich an die Steuerung einer Waffe und aktivierte sie. Die flügelgestützten Vierlauf-Flug-Abwehrkanonen und die scheibenförmige Punktverteidigung an Dach und Kiel funktionierten noch.
Die Karthago umkreiste den langen flachen Rumpf ihres Gegners, durchflog die Lücken zwischen den schräg nach unten abstehenden Fügeln, doch die Raketen verfolgten sie noch immer. Wärmesuchraketen. Dafür hatte Sight einen Trick. Er rollte in enger Achse, bis einige der Raketen miteinander kollidierten. Nicht alle aber immerhin. Dann legte er die Energie der Nachbrenner auf die Kielmanövrierdüsen und stieg rasant nach oben, die Raketen sausten vorbei. Dann entfesselte die Karthago ihr gesamtes Arsenal von Railguns, Laser- und Plasmakanonen und FLAK-Granaten und pulverisierte die übrigen Flugkörper. Doch zum Verschnaufen ist während einer Schlacht nicht die Zeit. Schnell kreuzte die Karthago hin und her, bog willkürlich scharf ab, stieg und drehte dann wieder ohne Vorwarnung. Die Geschütze der Harbinger hatten Schwierigkeiten zu treffen. Sight nannte diesen chaotisch wirkenden Flugstil das "Hausfliegenmanöver", so flink und unberechenbar wie eine Fliege in einem Zimmer, die man zu fangen versucht.
"Wenn das so weitergeht, brennt uns noch der Motor durch," sagte Sight über Komm. Schweiß tropfte von seiner Nase," und wieso ist ein Forschungsschiff überhaupt so schwer bewaffnet?"
Surge blätterte in seinem PDA: "Das ist das innovative an der Acuity-Klasse. Durch das Arsenal ist sie nicht auf Begleitschutz angewiesen."
"Toll! Und was machen wir jetzt? Ich bin für jeden Vorschlag offen."
Bisher war der Plan gewesen, einen der Shuttlehangars anzusteuern, doch das war bei aktiven Schilden unmöglich und die fingen den Beschuss eines so kleinen Feindes mühelos ab. Daher versuchten sie es gar nicht erst (unter anderem, weil sie für die Schäden aufkommen mussten).
"Vielleicht können wir den Stern benutzen?" meinte Tray.
Was nach einer sinnlosen Idee klingt, war eigentlich gar nicht so verkehrt. Die Crew war im Minrath-System gelandet, einem Binärstern, dessen äußerer Zwilling ein Pulsar gewesen ist. Pulsare sind besonders schnell rotierende Neutronensterne, die eine elektromagnetische Strahlung aussenden. Und diese hindert Schiffsschilde daran, ihre Struktur zu halten. Nun waren sie keine hundert Meter mehr vom Aktionsradius der Strahlung entfernt. So musste die Karthago nicht mehr lange durchhalten, würde sich aber selbst in Gefahr bringen. Allerdings passierte die Harbinger bei ihren momentanen Kurs die Strahlung nur für ein paar Sekunden, daher musste das Timing exakt stimmen.
"Macht euch bereit. Ich drehe bei!"
Sight richtete den Bug direkt auf den Steuerbordhangar und gab volle Schubkraft. Es hagelte Projektile, einige davon trafen sogar. Zwanzig Meter vor dem Hangar brachen die Schilde beider Schiffe zusammen und Sight bremste mit maximalen Gegenschub ab. Als sie das Eindämmungskraftfeld durchquerten, bauten sich die Schilde wieder auf und die Karthago setzte sehr unsanft mit überhitzten Boostern und gesprengten Läufen auf dem Metallboden auf.
Let me tell you a story of ice and water, of earth and wind, of fire and stone, and of a hero, who was sent from the stars...